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Die Hotellerie ist von der Coronapandemie und ihren Folgen erschüttert. Doch ein Marktsegment zeigte sich relativ resilient während der Krise. Die Rede ist von Konzepten aus dem Bereich Longstay.

Das Immobiliendienstleistungsunternehmen Savills hat bereits im Sommer 2020 einen Marktberichtveröffentlicht, in dem das Fazit zur Lage der Konzepte für Langzeitaufenthalte, verglichen mit klassischen Hotels, positiv ausfiel: „Sie sind zwar nicht immun, aber widerstandsfähig“, urteilte Savills damals. Kürzlich gab das Unternehmen einen neuen Report heraus, um das Marktsegment in Europa noch einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Die Krise hat alle Bereiche der Hotellerie geschwächt, indem Auslastungsraten, RevPARs und weitere Kennzahlen seit Ausbruch der Pandemie stark gesunken sind. Die Daten von Savills belegen jedoch, dass sich Serviced Apartments und andere Longstay-Konzepte schon vor Covid-19 besser entwickelt haben als klassische Hotels. So stieg der RevPAR für Langzeit-Einheiten in London von 2014 bis 2019 jährlich um durchschnittlich 5,3 Prozent an. Dagegen konnten Hotelzimmer in der britischen Hauptstadt im gleichen Zeitraum ein Wachstum von 2,0 Prozent verzeichnen und auch bei der Auslastung hatten Longstay-Apartments die Nase vorn.

Kurzfristiger Trend oder nachhaltiges Wachstum?

Vor und während der Pandemie konnte sich das Segment also bewähren. Doch welche Auswirkungen hat das auf den Markt, wenn die Einschränkungen vielerorts gelockert werden, Geschäftsreisen wieder ohne großen bürokratischen Aufwand möglich sind und das Urlaubsfieber Gäste in die Metropolen, die Berge oder an die Strände lockt? Den Experten von Savills zufolge handelt es sich bei dem Boom der Serviced Apartments um keinen kurzfristigen Trend. Vielmehr hat die Coronapandemie gezeigt, dass die Hotellerie als Branche anfällig ist und sich breiter aufstellen muss, wenn sie für die Zukunft gut gerüstet sein will. Auf diese Herausforderung haben viele Hotelgruppen bereits mit hybriden Konzepten oder flexibel nutzbaren Zimmern reagiert – als Büro, Domizil für Menschen in Quarantäne oder Wohneinheit für längere Aufenthalte.

Hotellerie vs. Longstay

Verglichen mit konventionellen Hotelzimmern punkten Apartments mit einer „relativ günstigen Kostenstruktur“, einem „weniger volatilen Cashflow“ sowie „geringeren Renditeschwankungen“, führt Richard Dawes, Director EMEA Hotels bei Savills, aus. Deshalb sind siebei Investoren so beliebt und werden es voraussichtlich auch bleiben. „Auch institutionelle Investoren richten ihren Fokus zunehmend auf das Segment: Seit 2018 entfallen rund 56 Prozent des Gesamttransaktionsvolumens von Serviced Apartments in Europa auf diese Käufergruppe. Zum Vergleich: Im Hotel-Segment lag ihr Anteil im gleichen Zeitraum bei 51 Prozent“ ergänzt Dawes.

Die Pipelines der europäischen Städte sind gut gefüllt, sodass der Bereich Serviced Apartments in den kommenden drei Jahren ein Plus von mehr als 21 Prozent verzeichnen wird. Hinter London auf dem ersten Platz mit knapp 3.000 geplanten Einheiten, stehen auch deutsche Standorte auf der Agenda der Projektentwickler: In München wächst das Angebot bis 2025 um annähernd ein Viertel des aktuellen Bestands; ebenfalls unter den Top Ten befinden sich Düsseldorf (Rang 7), Frankfurt (Platz 9) und Stuttgart (Nummer 10). Der Erfolg von Longstay in Europa dauert nun schon seit einiger Zeit an und die Pandemie konnte dem Wachstum des Marktsegments nicht nachhaltig schaden. „Auch in Deutschland entwächst der Sektor langsam seinem Nischen-Status“, resümiert Karsten Nemecek, Managing Director Corporate Finance – Valuation bei Savills Germany. Deshalb beleuchtet hotelbau auf den folgenden Seiten aktuelle Projekte für Langzeitaufenthalte.

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