Interview mit Burak Ünver, Managing Director Smartments Business

Wie geht Smartments mit der aktuellen Energiekrise um?

Für uns ist das ein großes Thema, auch wenn wir nur eines unserer acht Smartments mit Gas beheizen. Alle Häuser brauchen Strom, gerade wegen der Küchen in den Apartments. Besonders in unseren beiden österreichischen Häusern in Wien spüren wir deutliche Preissteigerungen.

Die Themen Energieeffizienz und Nachhaltigkeit spielen für uns bei der Konzeption der Smartments-Business-Häuser schon immer eine große Rolle; nicht erst seit der Energiekrise. So sind unsere acht Standorte in Deutschland und Österreich mit dem Siegel „Biosphere Responsible Tourism“ zertifiziert. Das gemäß den 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen entwickelte und speziell für die Reisebranche angepasste Bewertungssystem zeichnet Beherbergungsbetriebe aus, die umfassende energieeffiziente Nachhaltigkeitskonzepte umsetzen.

Welche Maßnahmen wurden diesbezüglich bereits ergriffen, was ist noch geplant?

Wir haben schnell realisierbare Maßnahmen bereits vorgenommen. Beispielsweise haben wir 2022 in allen rund 1.000 Apartments Perlatoren in die Duschköpfe eingebaut. Durch diese Durchflussbegrenzer werden maximal sechs Liter pro Minute verbraucht, teilweise 40 Prozent weniger als vorher. Wir haben das zuerst in einigen Apartments getestet und ausschließlich positive Rückmeldungen von Gästen erhalten. An Verbesserungen in Sachen Energieeffizienz arbeiten wir ständig, auch wegen unseres Biosphere-Siegels. Die Besonderheit besteht darin, dass damit ein dauernder Prozess angestoßen wird. Jährlich muss im Rahmen stichprobenartiger Überprüfungen belegt werden, dass Gebäude und Nutzungskonzepte die Energie- und Nachhaltigkeitsanforderungen weiterhin erfüllen. Für künftige Smartments-Business-Häuser werden von Beginn an die Kriterien des Siegels als Grundlage für die Planung etabliert.

Um die neuen Energieeffizienz- und Nachhaltigkeitsfaktoren festzuschreiben, arbeiten wir aktuell zudem an einem Raumbuch. Festgeschrieben werden darin beispielsweise für alle künftigen Häuser Präsenzmelder, die erkennen, wann der Gast im Apartment ist, und entsprechend die Temperatur oder die Rollläden steuern. Gerade weil das Housekeeping nicht täglich in den Serviced Apartments zugegen ist, gibt es hier noch deutliche Einsparpotenziale, die nicht zuletzt auch für Investoren und Projektentwickler ein wichtiges Thema sind.

Die Auswirkungen der Energieknappheit beschäftigt uns auch, weil aktuell viele Verträge mit unseren Anbietern auslaufen. Aber dank der GBI als Muttergesellschaft, die die Lieferkonditionen für rund 30 Häuser gleichzeitig verhandelt hatte, erhöhen sich unsere Energiekosten pro Einheit „nur“ um 25 bis 30 Prozent. Das ist in der aktuellen Situation wichtig, damit es keine deutlichen Preissteigerungen der Tagesraten geben muss.

Welches Resümee ziehen Sie für 2022?

2022 war ein erfolgreiches Jahr. Unsere Smartments Business haben mit einer Auslastung von 83,1 Prozent und einem operativen Gewinn im hohen einstelligen Millionenbereich neue Rekordwerte erzielt. Nach zwei Pandemiejahren mit erheblichen Einschränkungen konnten wir seit dem zweiten Quartal wieder völlig frei agieren und in puncto Auslastung und Ertrag sogar ein höheres Niveau als vor der Krise erreichen. Dank der vielen Longstay-Gäste hatten wir selbst in der tiefsten Krise eine Auslastung von fast 50 Prozent. Einen Wert deutlich höher als bei der klassischen Hotellerie. Unserer Strategie mit mehrheitlich Langzeitaufenthalten hat sich in dieser Phase bewährt.

Welche Strategien und Pläne hat das Unternehmen?

Wir wollen noch stärker als in der Vergangenheit expandieren. Bis 2026 streben wir eine Verdoppelung des Portfolios an. Dass die GBI Unternehmensgruppe zum Jahreswechsel mit dem Immobilienfondsmanager Henderson Park einen neuen Mehrheitsgesellschafter bekommen hat, begünstigt dieses Ziel. Die auf diese Weise weiter verbesserte Eigenkapitalausstattung ermöglicht nämlich noch schnelleres Wachstum, wir können so Investmentgelegenheiten im Markt schneller und flexibler nutzen. Wir definieren gerade 48 Städte als Zielstandorte, die wir für Smartments Business besonders in den Fokus nehmen.

Im Rahmen der Expansion werden auch Fremdentwicklungen einen größeren Raum einnehmen. In diesem Jahr startete der Bau unseres Smartments Business im Hamburger Stadtteil Hamm mit 160 Serviced Apartments. Dort arbeiten wir mit der Unternehmensgruppe Hermann Friedrich Bruhn zusammen. Diesen Ansatz wollen wir nun forcieren. Zwar werden bei uns weiterhin GBI-Projektentwicklungen Vorrang haben, aber unsere ehrgeizigen Expansionsziele können wir nur in Kooperation mit anderen Entwicklern erreichen. Außerdem werden wir weitere Projekte unserer zweiten Serviced-Apartments-Marke, mit dem bisherigen Arbeitstitel Smartments Eco, in Angriff nehmen. Wie die Marke dann final heißen wird, ist gerade in der Diskussion. Deren Charakteristik sind Gemeinschaftsküchen auf den Etagen und ein noch stärker digitalisiertes Konzept. Aktuell bauen wir ein Haus in Frankfurt.

Welche Eröffnungen in der DACH-Region stehen 2023 und 2024 auf der Agenda?

Wir eröffnen 2023 unser Smartments „Eco“ in der Frankfurt Borsigallee und im Jahr darauf zwei Häuser der Marke Smartments Business am Frankfurter Flughafen und in Hamburg-Hamm. Gerade das neue Konzept mit den Gemeinschaftsküchen und die erste Fremdentwicklung in Hamburg sind für uns überaus wichtige Premieren. Das Smartments Business am Frankfurter Flughafen ist als Teil einer Mixed-Use-Entwicklung ebenfalls ein weiteres Markenzeichen der GBI und wegweisend für die Zukunft. So werden Quartiere lebendiger und zukunftsfester. Zudem verbessert sich die Wirtschaftlichkeit.

Bild: Smartments

GBI erweitert Führungsmannschaft

Der Immobilienentwickler GBI hat zwei personelle Veränderungen im Führungsteam bekannt gegeben: Simon Hübner (30, Bild links) ist neu im Vorstand der GBI Holding AG und Daniel Zawe (34, Bild rechts) übernimmt die Geschäftsführung des Tochterunternehmens Smartments business. Hübner bleibt Geschäftsführer der GBI Wohnungsbau GmbH und wird zusätzlich für den Ausbau dieses Bereiches verantwortlich sein. Damit will die Unternehmensgruppe die Bedeutung von Wohnimmobilien im GBI-Portfolio unterstreichen. Neben Sprecher Reiner Nittka und Simon Hübner sitzen zudem Dagmar Specht, Clemens Jung sowie Bernd Reitenspieß im Holding-Vorstand.

Zum neuen Geschäftsbereich von Zawe gehört sowohl die in Deutschland tätige SMARTments business Betriebsgesellschaft mbH als auch die in Österreich zuständige SMARTments Ges.m.b.H. Durch die verstärkte Nachfrage in der Pandemie sollen auf beiden Märkten neue Serviced-Apartments-Standorte erschlossen werden. Zawe folgt auf Reiner Nittka, der aus der Geschäftsführung der Smartments business ausscheidet und damit Platz für den Nachwuchs im Unternehmen machen will. Der neue Geschäftsführer wird künftig gemeinsam mit Burak Ünver (ebenfalls Smartments business-Geschäftsführer) zusammenarbeiten und die Digitalisierung der Apartments sowie der Prozesse weiter vorantreiben, u. a. in den neuen Häusern in Mannheim und Wien (Eröffnung 2021).

Über die GBI Wohnungsbau

Die GBI AG und ihre Schwestergesellschaft GBI Wohnungsbau GmbH entwickeln Hotel-, Apartment- und Wohnprojekte. Allein oder mit Partnern konnten seit der Gründung im Jahr 2001 Immobilien in Deutschland und Österreich mit einem Volumen von rund 2 Mrd. Euro verkauft bzw. platziert werden. Die GBI Wohnungsbau ist sowohl im Bereich der Smartments student, der Smartments living als auch im klassischen geförderten Wohnungsbau bundesweit tätig. Hinzu kommt die Entwicklung der neuen Smartments living Projekte in Hamburg und Wiesbaden. Ein deutlich wachsender Tätigkeitsbereich sind Entwicklungen im freifinanzierten und geförderten Mietwohnungsbau.

Ein Markenporträt über die GBI-Marken finden Sie in Kürze in der Apartment Community.

Bild links: Simon Glasow Fotografie, Bild rechts: Annette Koroll