Co-Living – Flexibilität und Individualität sind gefragt

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Temporär. Ein wichtiges Attribut für die Definition von Co-Living. Menschen leben zeitweilig zusammen. Der Bedarf wächst stärker und gestaltet sich vielseitiger als bisher. Remote Work lässt die Grenzen zwischen Wohnen und Arbeiten verblassen. Daraus ergeben sich neue Perspektiven in vielerlei Hinsicht: Co-Living reloaded.

Die Geschäftsstrukturen, vor allem in den Büroabläufen, haben sich in vielen Branchen innerhalb der letzten knapp zwei Jahre verändert. Grundlegend. Die klaren Trennungen in klassische Office-Arbeitsplätze, der Nutzung von Co-Working-Spaces und einem zeitweisen Arbeiten im Homeoffice sind passé. Aber nicht nur die Strukturen, wie und wo gearbeitet wird, verschwimmen. Auch das Arbeiten und Wohnen gestaltet sich im Zusammenspiel neu und wird sich mit einem anderen Standard etablieren. Was aktuell passiert, hat auch Auswirkungen auf die Entwicklung von Co-Living. Wenn wir allein leben, können wir uns ohne Ablenkung auf unsere eigenen Ziele konzentrieren, aber es raubt uns die Art der Kommunikation, die nur stattfindet, wenn die Menschen entspannt und zusammen sind. Die Räume zwischen Arbeit und Leben, die in den vergangenen Jahrzehnten mit Gesprächen über dem Esstisch gefüllt worden waren, schwinden.

Co-Living hackt diesen Trend und erweitert die verwischten Grenzen von Arbeit und Freizeit um neue Möglichkeiten für Inspiration, Lernen und soziale Innovation. New Work steht nicht nur für andere Formen der Organisation der Tätigkeiten, sondern auch für ein neues Denken über das Verhältnis von Arbeit und Freizeit. Die eigene Work-Life-Balance und das Bedürfnis nach Individualität gewinnen an Bedeutung. Drei Megatrends im Zusammenspiel in einer Post-Corona-Zeit manifestieren ein neues Selbstverständnis von Generationen – arbeiten, wohnen und leben überall. Remote Work. Dies initiiert aber nicht nur die Neugestaltung von Arbeitsprozessen. Mit der Option des flexiblen Arbeitsortes geht auch ein Mindshift für Wohnen und Leben einher. Dies inspiriert zu neuen Konzepten wie Workation und treibt auch die stärkere Verschmelzung von Co-Working und Co-Living voran. Neue Challenges, aber noch mehr neue Chancen für Anbieter in diesen Bereichen.

Überall und jederzeit

Vor allem für Branchen, welche in der heutigen Zeit mit Schwierigkeiten zu kämpfen haben, bietet die Kundschaft des Co-Living neue Perspektiven an. Ein gutes Beispiel ist die Hotellerie. Ob in der Stadt, auf dem Land oder in den Urlaubsregionen – die infrastrukturellen Voraussetzungen sind größtenteils vorhanden und wie dafür gemacht. Die Homebase von Co-Living bleibt sicherlich auch weiterhin die Großstadt. Neben dem flexiblen Arbeiten sind der begrenzt verfügbare Wohnraum und der „Single-Trend“ Themen, welche für einen wachsenden Co-Living-Bedarf sprechen.

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Das Immobiliendienstleistungsunternehmen CBRE betrachtete Co-Living im europäischen Maßstab auf Schlüsseltrends und Städte in seiner 2020-Studie „Europe Co-Living Report“ im Detail. Eine Grundaussage daraus: „Der Co-Living-Sektor hat in letzter Zeit an Dynamik gewonnen, als Reaktion auf die Notwendigkeit einer qualitativ hochwertigen, von der Gemeinde geführten städtischen Unterkunft für junge Berufstätige, die in städtische Gebiete ziehen. Die Zahl der Mieter in ganz Europa hat zugenommen, nicht nur aufgrund finanzieller Engpässe, sondern auch aufgrund des Bedarfs an Flexibilität. Co-Living ist eine Unterkunftslösung, die nicht nur auf die steigende Zahl von Mietern reagiert, sondern auch auf die Notwendigkeit sozialen Engagements.“

Die Luft zum Atmen

Wer jetzt die Zeit für eine Neuorientierung nutzt, wird zukünftig von der Weiterentwicklung des Co-Living profitieren. Sicher wird sich nicht jedes Hotel, Motel oder Pension, trotz aktuellem Leerstand, dieser Option öffnen können oder wollen. Und wenn ja, geschieht es nicht von heute auf morgen. Für Umnutzungskonzepte müssen entsprechende zeitliche Vorplanungen berücksichtigt werden. Aber auch die richtige Herangehensweise bei den damit verbundenen Investitionen spielt eine große Rolle. CapEx vs. OpEx – Kaufen oder Mieten. Am Ende der Überlegungen steht die Absicherung und letztendlich auch das Überleben der Unternehmen. Die Luft zum Atmen bringt der OpEx-Shift in den Ausgaben.

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Ein wichtiger Hebel dabei sind Mietoptionen von Assets oder eine Integration von Full-Service-Lösungen mit Everything-as-a-Service (XaaS). Das Angebotsspektrum ist heute bereits sehr groß und wächst kontinuierlich. Hier sind einige Beispiele von Anbietern und Produkten, welche für Co-Living-Betreiber eine echte Alternative zum Produktkauf darstellen:

Smart Home

Mit Blick auf die Alternativen bei einem Ausgaben-Shift CapEx zu OpEx werden die Vorteile sehr deutlich: Reduzierung der Kapitalbindung durch Investitionsvermeidung, geringe Cash-Flow-Belastung durch Ratenzahlungen für die Nutzung, Geltendmachung steuerlich als laufende Betriebsausgaben, Skalierbarkeit im Wachstum ohne Investitionsbindung, Flexibilität für Ups & Downs in der Geschäftsentwicklung, Aktualität der Assets innerhalb des Abonnements (Subscription) und Ausrichtung auf individuelle Bedürfnisse der Kund:innen.

CapEx vs. OpEx oder Kaufen vs. Mieten. Es stellt sich nicht die Frage, was besser oder schlechter ist. Es geht ausschließlich darum, was für das Unternehmen richtig ist. Letztlich geht es um die Absicherung und ggf. sogar um das Überleben der Unternehmen. Für die nötige Luft zum Atmen braucht es die richtige Balance der Ausgaben. Die letzten Jahre haben uns die Notwendigkeit dieser Überlegungen deutlich gemacht.

Autor: Andre Hempel, lab of rent (Mitglied der Apartment Community)

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